Agnes putzte die Fenster.
Lange.
War sie nicht dazu gekommen.
Das Telefon läutete.
Agnes seufzte.
Ja?
Ihre Nichte.
Es tut mir so leid.
Ich wünschte.
Ich hätte hier sein können.
Wenn du mich brauchst…
Agnes nickte.
Aber gerne.
Es ging ja so schnell.
Ich ruf dich an…!
Das unechte Lächeln.
Es verschwand.
Aus ihrem Gesicht.
Dann ging sie zum Fenster zurück…
Die hatten alle keine Ahnung…
Sie murmelte es.
Und wischte die Schlieren weg…
Keine Ahnung…
Agnes.
Sie zog die Handschuhe aus.
Ihr Mann.
Ewald.
Er war verstorben.
Vor knapp vier Wochen.
Die Familie.
Kinder und Anverwandte.
Hatte eigentlich vergessen gehabt.
Auf sie beide.
Danach.
Die Welle der Fürsorglichkeit…
Agnes schnaubte.
Sie hatte alles im Griff.
Alles!
Die Beerdigung.
Alle Modalitäten.
Alles erledigt.
Und wenn sie ehrlich war.
Ging es ihr gut.
Wie lange nicht.
Sie räumte die Putzmittel weg.
Und die Mikrofasertücher.
Wo waren die alle gewesen?
Als Ewald?
Ihr das Leben schwer gemacht hatte?
Sie tyrannisierte?
Sie lachte bitter.
Keiner.
Hatte sich blicken lassen.
Allenfalls zu Weihnachten.
Und zum Muttertag…
Agnes brühte Tee auf.
Setzte sich.
In den bequemen Stuhl.
Lehnte sich zurück.
Ewald.
Er war chronisch krank gewesen.
Diabetes.
Niereninsuffizienz.
Nichts heilte mehr.
Er hatte Schmerzen.
Üble Schmerzen.
Und.
Er ließ es aus an ihr.
Griesgrämig.
Diese Beschreibung war noch harmlos.
Er war unerträglich gewesen.
Zeitweise.
Was für ein Leben!
Für ihn!
Aber erst für sie…!
Die liebe Familie.
Sie verschloss die Augen.
Vor der Realität.
Ließ sie im Stich…
Keine Ahnung.
Was sie sich mitmachte.
Über drei Jahre.
Die bittersten Jahre ihres Lebens.
Sie schloss die Augen.
Aber es war vorbei.
Und die paar Jahre.
Die ihr blieben.
Die wollte sie genießen…
Vivienne/Gedankensplitter