Was hält dich noch? – Gedankensplitter

Der Wecker läutet.
Wieder ein Tag.
Du stehst auf.
Hantierst in der Küche.
Es duftet nach Pfefferminztee.
Dazu ein Butterbrot.
Die Zeitung.
Sie liegt vor dir.
Auf dem Tisch.
Du blickst kaum hinein…
Du gehst ins Bad.
Duscht.
Schminkst dich.
Dann ziehst du dich an.
Normalerweise.
Würdest du in die Arbeit fahren.
Aber.
Du bist noch krank.
Ein paar Blessuren.
Am Körper.
Auf der Seele.
Nach dem Unfall…
Du schluchzt.
Der Unfall.
Ein Betrunkener.
Krachte euch ins Auto.
Schwarz.
Dann weißt du nichts mehr.
Erst im Spital.
Bist du wach geworden.
Und dein Mann.
Er war tot gewesen.
Auf der Stelle.
Keine Chance…

Das war vor drei Wochen.
Das Begräbnis.
Es lief ab wie ein Film.
Du warst betäubt.
Sie haben dich gestützt.
Links und rechts.
Aber.
Du hast nicht geweint.
Erst später.
Was noch?
Hast du dir gedacht.
Was noch?
Keine Kinder.
Wegen einer schweren Erbkrankheit.
Depressionen.
Dein Mann.
Er hat getrunken.
Öfter.
Mehr als ihm gut tat.
Eine Therapie.
Sie half euch weiter.
Er hörte auf zu trinken.
Alles.
Wurde wieder normal.
Hoffnung.
Auf eine schöne Zukunft.
Gemeinsam…

Was noch?
Denkst du dir.
Was noch?
Womit?
Hast du das verdient?
Warum kein kleines Glück?
Warum nicht einfach?
Ein wenig Glück?
Gott.
Kann es wohl keinen geben.
Wenn es ihn gäbe…
Warum könnte er so grausam sein?
Du.
Hast doch nichts getan.
Niemandem.
Du weinst.
Dabei wolltest du nicht.
Wie?
Soll das jemals aufhören?
Wenn du noch immer weinst?
Wie ein Kind?
Wenn du daran denkst…?
Du reißt das Fenster auf.
Frische Luft.
Du blickst nach unten.
Und wenn du daran denkst.
Dass du springen könntest.
Und alles wäre vorbei.
Dann…
Kehrt Friede ein.
In deiner Seele.
Dann wirst du ruhig.
Mit einem Mal…

Vivienne/Gedankensplitter

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