Die Ballade über das Loslassen können

Ein junger Mann lebte nun schon einige Zeit alleine.
Er war nicht so traurig deswegen.
Im Grunde seines Herzens liebte er das Leben.
Und er liebte die Liebe…
Es fiel ihm nicht schwer, neue Menschen kennen zu lernen.
Denn seine fröhliche Art und sein Lachen wirkten oft ansteckend.
Trotzdem gab es Momente, da haderte er ein wenig mit sich.
Dann drückte ihn seine Einsamkeit nach unten.
Und er musste an Elsa denken.
Seine große Liebe.
Irgendwie war das Glück der beiden zerbrochen.
Und der junge Mann gab sich die Schuld daran.
In solchen Situationen machte er sich Vorwürfe.
Und sehnte sich manchmal die Zeit zurück, da er mit Elsa glücklich gewesen war…

Ein paar Mal hatte er sich seither wieder verliebt.
Im momentanen Überschwang der Gefühle hing der Himmel jedes Mal voller Geigen!
Er hätte sterben können vor Glück.
Jedes Mal.
Und doch.
Nach kurzer Zeit beschlichen ihn dann Zweifel.
Mit einem Mal schien ihm die Liebste nicht mehr so begehrenswert.
Sie stritten.
Ein paar böse Worte nur.
Ein wenig Ärger.
Unstimmigkeiten.
Nichts wirklich Schlimmes.
Aber das Gefühl war für ihn jedes Mal dasselbe gewesen.
Er wollte nicht mehr.
Das konnte es wohl nicht sein.
Nach der wunderschönen Zeit mit Elsa.
Auf keinen Fall!
Die Leidenschaft brannte nieder wie ein Strohfeuer.
Was blieb war eine schwarze Wolke Rauch.
Die ihm ein paar Tränen in die Augen trieb.
Und er musste wieder an Elsa denken…

Das war nun schon ein paar Mal so passiert.
Oft fragte sich der junge Mann.
Warum so viele Mädchen so oberflächlich waren.
So reizvoll.
Und doch irgendwie so leer.
Immer spürte er eine gewisse Sehnsucht in sich.
Wenn er in sich hineinhorchte.
Eine Sehnsucht.
Die selbst der leidenschaftlichste Kuss.
Eine Nacht voll sinnlicher Erfüllung nicht stillen konnte.
Er wusste nicht, was es war.
Nicht genau.
Aber manchmal, wenn er wieder an Elsa denken musste.
Spürte er diese Leere in sich sehr deutlich.
Dann befiel ihn ein paar Tage eine heftige Schwermut.
Der Schmerz zerfraß sein Inneres.
Und er ging allem und jedem aus dem Weg.

Ein paar Tage nach einer solchen kurzen Liebe traf er in der Stadt eine Freundin.
Er hatte sie sehr gern.
Die beiden waren seelenverwandt.
Sie verband weit mehr als nur freundschaftliche Gefühle.
Nämlich das Wissen und das Vermögen, eines im anderen lesen zu können.
Die Freundin erkannte sofort, dass der junge Mann nicht glücklich war.
Was ist mit dir?
Kann ich dir helfen?
Er seufzte nur tief.
Ich weiß nicht, was los ist.
Irgendwie treffe ich nicht mehr die Richtige.
Nach so langer Zeit allein, wäre es an der Zeit, dem ein Ende zu bereiten.
Aber wohin ich auch blicke.
Schöne Larven.
Heftige Gefühle.
Und dann ist alles vorbei.
Der junge Mann blickte seine Seelenverwandte traurig an.
Verstehst du das?
Die junge Frau sah nachdenklich an ihm vorbei.
Als würde sie die Wolken beobachten.
Nach einer Weile meinte sie.
Kann es sein, dass es an dir selber liegt?
Kann es sein, dass du selber es bist, der gar nicht wirklich will…?
Weil du noch immer Elsa liebst?
Der junge Mann begehrte heftig auf.
Du irrst.
Das habe ich längst abgeschlossen.
Ich liebe sie nicht mehr!
Die Freundin lächelte.
Bist du sicher?
Suchst du nicht unbewusst doch eine Frau, die an deine wunderbare Elsa heranreicht?
Du hast sie verklärt, mein Freund.
Das Bild, das du von ihr in dir trägst, ist nicht ganz echt.
Aber du fühlst dich schuldig, dass sie ging.
Und im Grunde möchtest du sie noch immer zurück.

Der junge Mann schwieg.
Er atmete lange und tief ein und aus.
Er kämpfte mit den offenen Worten der Freundin.
Und wenn es so wäre…
Was sollte ich dann tun?
Was meinst du?
Unsicher lächelte er sie an.
Die Angeredete dachte nach.
Du brauchst vor allem Zeit.
Zeit, dir klar zu machen.
Dass deine so genannte Schuld, so fern man von Schuld sprechen kann, nicht den Ausschlag gab.
Es war eine schwierige Situation.
Der eure Liebe einfach nicht standhielt.
Sie war eben doch nicht stark genug.
Verzeih dir, selbst mein Freund.
Sprich dich los von deiner Schuld.
Nimm innerlich noch einmal Abschied von Elsa.
Verbrenne ihre Briefe an dich.
Vielleicht ein Foto.
Und dann trage diese Reste deiner Liebe zu ihr zu Grabe.
Nimm Abschied.
Symbolisch.
Sage dich los.
Ohne negative Gefühle.
Mit warmen Herzen.
Und schließe diese Türe einfach zu.

Wenn du frei bist von den Schatten dieser Liebe.
Dann bist du auch bereit für eine neue Liebe…

Für Martin!

Vivienne

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