Ich liebe dich.
Das weißt du.
Es war nie ein Geheimnis.
Wie die Schwester den Bruder.
Den liebsten Bruder.
Ich brauche dich.
Weil ich reden kann mit dir.
Weil du Sehnsucht hast nach mir.
Nach meinem Sarkasmus.
Und meinen bildhaften Worten.
Die alles so plastisch darstellen…
Weil du meinen Rat suchst.
Und meine Meinung schätzt.
Ehrlich.
Wir lachen gerne.
Miteinander…
Und doch.
Fast trau ich mich nicht dich zu berühren.
Ich weiß nicht.
Eine seltsame Scheu hält mich ab.
Du könntest es nicht wollen.
Du könntest es ablehnen.
Mich abschütteln…
Oft.
Hätte ich meinen Kopf gerne an dich gelehnt.
Dich einfach gespürt.
Deine knochige Gestalt.
Nichts als Rippen und Gebeine…
Aber das hätte mir nichts ausgemacht.
Dich einfach spüren.
Deinen Arm um mich gelegt.
Und vielleicht träumen.
Ganz kurz.
Voller Sanftmut.
In Pastellfarben.
Und deinen Brustkorb spüren.
Wie er sich hebt und senkt.
Und jede Rippe von dir fühlen…
Du bist mir so nah…
Ich möchte dich auch küssen.
Bisweilen.
Ganz scheu.
Als wären wir zwei Kinder.
Die sich nicht trauen.
Nicht so richtig.
Mit geschlossenen Augen.
Und ganz vorsichtig.
Fast verklemmt.
Um dich nicht zu erschrecken.
Mit meiner Leidenschaft.
Die sollst du gar nicht spüren.
Auf keinen Fall!
Sondern nur mein Gefühl.
Meine Sehnsucht nach dir.
Nach deinen Gedanken.
Während mich dein Bart kratzt.
Du bist wie ein Igel.
Ich liebe dich.
Du bist mir so nah…
Aber all das…
Nur Träume.
Nicht mehr.
Ich lehne mich nicht an dich.
Ich küsse dich nicht.
Ich rieche nur dein Aftershafe.
Ganz flüchtig.
Und sehe dein Lächeln.
In dein Gesicht gesetzt.
Ich spüre deine Bartstoppeln nicht.
Aber ich bemerkte sie auf deinem Kinn.
Fast wie hingetupft.
Mit einem dünnen Stift.
Du siehst so jung aus.
Und du bist mir so nah.
So unendlich nah.
Auch ohne Küssen.
Auch ohne Anlehnen.
Auch ohne Streicheln…
Du bist mir nah.
Von Geist zu Geist.
Viel näher als die meisten anderen.
Die mich küssen und berühren.
Und die den Arm mich legen.
Deren Herzschlag ich spüre.
Zumindest bisweilen.
Deren Worte ich höre.
Worte, die an mein Ohr klingen.
Und keines ist so ehrlich wie deines.
Du bist mir nah.
Von Denken zu Denken.
Von Freude zu Freude.
Von Glück zu Glück.
Dich brauche ich.
Weil du mir wirklich nahe bist.
Nahe wie kein zweiter…
Für meinen besten Freund
Vivienne