Mein halbes Leben fast war ich allein.
Mein halbes Leben war ich auf der Suche nach Liebe.
Nach Glück.
Nach Leidenschaft.
Vor allem aber nach Zärtlichkeit.
Nach Nähe.
Nach Intimität.
Ich glaubte sie gefunden zu haben.
Die Liebe meines Lebens.
Immer wieder.
Einen Mann, in den ich all das hinein projizierte.
Manchmal wider besseren Wissens.
Manchmal auch verblendet…
Ich fand nie das, was ich suchte.
Und nie den…
Nie wirklich.
Nie für lange Zeit.
Im Gegenteil.
Ich erntete Lüge und Verrat.
Sehr oft.
Im Austausch für meine warmen Gefühle.
Immer aus ganzem Herzen gegeben.
Aber an den Falschen.
An Menschen, die es nicht Wert waren.
Und die mich benutzten…
Ich grübelte deswegen.
Ging in mich.
Ich fand Trost in der Philosophie.
Und ich begann langsam zu begreifen.
Zu durchschauen.
Zu erkennen…
Was in meinem Leben falsch gelaufen war.
Vielleicht habe ich deswegen nie wahre Liebe gefunden.
Weil ich die große Liebe meines Lebens nie zuließ.
Und die ganz große Liebe eines Menschen.
Die sollte er selbst sein.
Er und kein anderer.
Und ich erkannte.
Wie sollte mich jemand lieben?
Wenn ich selber mich nicht liebte?
Wenn ich mich selbst nicht annahm, wie ich war?
Es tat weh das zu begreifen.
Wie sehr ich mich selber hasste.
Wie sehr ich mich selber ablehnte.
Weil ich nicht perfekt war.
Vermeintlich.
Weil ich nicht schön war.
Nach außen hin.
Weil ich mich ablehnte.
Wegen meiner Unzulänglichkeiten.
Ich fand immer Gründe mich nicht zu mögen.
Schließlich überwand ich den Abgrund.
Die wahre Liebe liegt in mir selbst.
Weil ich mich selber nicht liebte.
Scharte ich auch nur Männer um mich.
Die mich nicht liebten.
Und falls doch.
Wog der Vorteil mehr.
Den sie durch mich hatten.
Oder sie fanden Spaß daran mich zu verachten.
Und zu demütigen…
Lerne dich selbst zu lieben.
Das ist die größte Liebe deines Lebens.
So heißt es in einem wunderschönen Lied.
Über vierzig Jahre musste ich alt werden.
Um den Sinn dieses Satzes in mir zu finden.
Über vierzig Jahre musste ich alt werden.
Um zu erkennen.
Dass mich Hass kaputt macht.
Und mein Leben zerstört.
Menschen sind wie sie sind.
Aber wenn ich mich selbst liebe.
Kann ich das Unrecht anderer ausgleichen.
Heute lerne ich zu lieben.
Mich selbst.
Ich bin wieder eine Schülerin.
Es wird sich zeigen, wie gut ich lerne.
Manches habe ich schon begriffen.
Den Reiz des Alleinseins etwa.
Den Schatz der Ruhe um mich.
Sich selbst zu begreifen.
Am Leben zu wachsen.
Ich bin allein.
Aber in manchen Momenten unbeschreiblich glücklich.
Für das Schöne, das ich gerade erfahren darf.
Liebe macht stark.
Die Liebe zu mir selbst.
Ob ich noch einen Mann finde, der mich liebt?
Um meiner selbst willen?
Ich weiß es nicht.
Es ist nicht so wichtig.
Nicht mehr.
Mein halbes Leben bin ich der großen Liebe nachgejagt.
Dabei trug ich sie in mir.
Versteckt.
Die ganze Zeit…
Ich muss sie nur ausgraben.
Sanft und vorsichtig.
Und mit Geduld…
Vivienne/Gedankensplitter
