Gnadenfrist (2) – Gedankensplitter

Lisbeth.
Sie schluchzte.
Mein Gott!
Was sie immer befürchtet hatte.
In den letzten Wochen.
So eine Ahnung…
Es war wahr geworden.
Keine Chance.
Der Krebs.
Er war zu stark.
Zu stark für Klemens.
Ihren Mann.
Und er würde sterben.
Sicher.
Vielleicht nicht einmal mehr Weihnachten.
Zusammen.
War das nicht furchtbar?
Oh ja.
Und sie wusste.
Wie er litt.
Er fraß alles rein.
Wie jeder Mann.
Nur keine Gefühle.
Keine Tränen…

Klemens.
Er war immer so stark gewesen.
So stark.
Alles im Griff.
Und nun.
Hatte ihn jemand gefällt.
Wie einen starken Baum.
Er konnte sich nicht wehren.
Heimtückisch.
Der Krebs.
Er hatte nach ihm gegriffen.
Die Magenschmerzen.
Keine Blähungen.
Keine Gastritis.
Inoperabel.
Und nun.
Saß die Krankheit auch in der Leber.
Im ganzen Bauch.
War das fair?
Sie hatten alt werden wollen.
Miteinander.
Reisen.
Aber die Krankheit.
Sie würde all das nicht zulassen.
Sie würde allein sein.
Ab und zu besucht.
Von den Kindern und Enkeln.
Nein.
Das hatte sie nicht erwartet.
Dass es einmal so kommen würde…

Lisbeth machte Frühstück.
Klemens.
Er schlief noch immer.
Sie stand vor dem Bett.
Betrachtete ihn.
Wie er dalag.
Und schlief.
Fast zerbrechlich…
In der Nacht.
Da hatte er sich gewälzt.
Die ganze Zeit.
Sie hatte es gespürt.
Jede Bewegung…
Den Tod.
Den konnte man nicht abschütteln.
Nein.
Wenn er einmal im Nacken saß…
Sie konnte sich kaum lösen.
Von Klemens‘ Anblick.
Am liebsten.
Da hätte sie ihn.
In den Arm genommen.
Und beschützt.
Wie eines ihrer Kinder…
Sie riss sich aus den Gedanken.
Dann griff sie nach seiner Schulter.
Klemens?
Frühstück ist fertig!

Vivienne/Gedankensplitter

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